Alte Königsversicherungskasse von 1927
"Alte Schanze"
Das Beispiel
der Singzirkelianer machte Schule. Auch Schützen ,
die nicht dem Chorgesang huldigten,
fanden es nützlich, sich zu versichern, so daß sie, wenn denn der Königsschuß
gelang, zusätzliche finanzielle Mittel in die Hand bekamen. Der Zigarrenhändler
Willy Fricke scheint zusammen mit Martin Ravens, seinem Nachbarn von schräg
gegenüber, der Initiator gewesen zu sein.
Etwa kurz vor dem
Schützenfest 1927 trafen sich exakt 25 Schützenbrüder zur Gründungsversammlung
der "Alten Königsversicherungskasse von 1927".
An erster Stelle wird Martin Ravens, der Hauptschriftleiter der damaligen
"Winsener Nachrichten" genannt. Nicht mehr
nachzuvollziehen ist, wer der erste Präsident der Versicherung von 1927 war.
Entweder war es Willy Fricke, oder es war Martin Ravens. Möglicherweise waren
sie auch nacheinander Präsidenten.
Nur einige Namen der übrigen Gründungsmitglieder möchte ich
willkürlich herausgreifen: Willy Fricke, Heinrich Rönneburg, Claus Wehrmann,
Fritz Wehrmann, Karl Fütterer, Franz Sievers, Alex Ravens, Walter Rötting,
Heinrich Rieckmann, Ernst Rüdiger, Heinrich Ravens, Emil Jurich, Albert Brunke.
Leider gibt es aus damaliger Zeit keine weiteren Angaben.
In den ersten
Jahren hatten die Versicherungsmitglieder jede Woche eine Mark in der
Zigarrenhandlung von Willy Fricke einzuzahlen. So kam jeder Schütze auf Rund 50 Mark im Jahr. Ein König durfte frohlocken.
Das älteste vorhandene Protokollbuch beginnt am 2. Juli 1956. An jenem Tage traf
sich die Alte Königsversicherungskasse von 1927 im "Gasthaus zur Alten Schanze",
jener längst verschwundenen Kneipe an der Ecke Wallstraße/Eckermannstraße zur
Versammlung. Der damalige Präsident war Ernst Röhlsberger, Gastwirt in der
"Alten Schanze". Schriftführer war Ernst Kröpke. Es wurde beschlossen, daß die
Versicherungsgemeinschaft auf 25 Personen beschränkt bleiben soll. Als
Königsgeld sind mindestens 50,-- Mark jährlich einzuzahlen. Falls aus den Reihen
dieser Gemeinschaft ein Kamerad Schützenkönig wird, so hat dieser am
Schützenfestmontag ein Frühstück in Betrag 5,-- Mark je Person auszugeben. So
die Aussage des Protokolls vom 2. Juli 1956.
Damit ist die
Verbindung zur Alten Schanze geknüpft. Diese urgemütliche Winsener Kneipe erkor
die Alte Königsversicherungskasse von 1927 zu ihrem Stammlokal, und bald
bürgerte sich statt des offiziellen Namens die Kurzform Alte Schanze ein.
Unmittelbar
nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Alten Schanze ein Sparschrank
aufgehängt. Die Mitglieder brauchten nun nicht mehr zu Fricke zu gehen; sie
konnten ihre Einzahlung vornehmen, wenn sie in der Alten Schanze ein Bier
tranken. 1956 wurde ein neuer Sparschrank angeschafft. Zu diesem Zeitpunkt
hatte die Versicherung 25 Mitglieder, wie anlässlich der Gründung.
Als Ernst
Röhlsberger Anno 1964 das Schützenhaus übernahm, da folgte die Alte Schanze
ihrem Wirt und Präsidenten und tagte von nun an im Schützenhaus.
Als 1975 feststand,
daß Winsens Schützenpalast abgerissen werden sollte und Ernst Röhlsberger sich
zur Ruhe setzten wollte, ging es unter dam neuern Präsidenten Wilfried Harms
zurück in die Alte Schanze.
Die Mitglieder
der Versicherung von 1927 wurden geradezu von der Planierraupe verfolgt. Kaum
hatten sie sich in der Alten Schanze wieder eingelebt, da fuhr auch hier die
Planierraupe auf. 1977 war das – die Königsversicherung feierte ihr 50jähriges
Jubiläum.
Am
Schützenfest-Montag versammelten sich die Jubilierenden zum letzten Mal in der
Alten Schanze, um ihr traditionelles Frühstück einzunehmen. Insoweit hatten sie dieselbe Idee gehabt, wie die
Singzirkelianer. Der Unterschied lag lediglich darin, daß die Sänger von Montag
auf Sonntag wechselten, während die 27er, ohne mit der Wimper zu zucken, eisern
an ihrem Montagsfrühstück festhielten.
Nicht nur das,
sie weigerten sich auch beharrlich, ihre Damen zuzuziehen. Unter dem 9. Juni 1961 heißt es im Protokollbuch:
„Dann meldete sich Schützenbruder Uschkoreit zu Wort und macht uns zum
Vorschlag, daß unsere Damen doch, wie bei den anderen Versicherungskassen
üblich, am Frühstück teilnehmen. Dieser Vorschlag fand wie immer größte
Ablehnung.“ Und dabei blieb es bis heute – dabei war es demnach auch im
Jubiläumsjahr 1977 geblieben. Die Herren der Schöpfung tafelten durchaus unter
sich in der vielgeliebten Alten Schanze und begaben sich sodann vor die Tür, wo
schon die Baustelle für einen Supermarkt und den zukünftigen Jever Krog in der
Alten Schanze vorbereitet war. Dort in weichen, weißen Sand dachten sie sich
einen Grundstein und begossen ihn kräftig mit Korn. In ihrer Mitte übrigens
Bürgermeister Heinrich Riedel, Ehrenmitglied der Kasse.
Der Höhepunkt
des Abschieds sollte erst abends sein. Nun versammelten sich die Standfestesten
zum allerletzten Abschied in der Alten Schanze.
Unbemerkt
begab sich Franz-Peter Wagner in der Nacht hinaus – und stand da nicht eine
Planierraupe? Mit einem Nagel sucht der wackere Schütze das Monstrum in Gang zu
setzen. Und das Vorhaben gelang. Die riesige Raupe setzte sich direkt auf die
Alte Schanze zu in Bewegung. O Schreck! Nein, o Glück! Plötzlich blieb das
Gewaltige Drum stehen und rührte sich nicht mehr vom Fleck.
Bevor
Franz-Peter Wagner 1980 Winsener Schützenkönig wurde, erwarb er sich 1977 den Titel Walzenkönig. So ging er doppelt in die Annalen der Versicherungskasse ein.
Das Schützenhaus abgerissen. Abgerissen auch die Alte Schanze. In den Jahren 1978
und 1979 begingen die heimatlosen Schützen ihr Montagsfrühstück im Restaurant
Kleinbahnhof. Unter dem Präsidenten Kurt Simoleit (ab 1980) und Ernst Mahnke
(ab 1988) war der Jever Krog in der Alten Schanze die neue Heimstatt, bis es
dann unter Präsident Wilhelm Meinerzhagen (ab 1994) über das Marstall-Café
(ab 1995) zum Jever Krog in der Alten Schanze ging.
Um den Montag
der Alten Schanze ranken sich viele Geschichten. Aufgrund seines unermüdlichen
Planens avancierte Karl Giersch zum Oberstabslustwart. Herbert Tuminski
schaffte anläßlich des Schützenfestes 1979 das Maskottchen Nessy an. Die Wirkung war frappierend. Gleich 1980 war
Franz-Peter Wagner König und 1981 der Nessy-Dompteur Herbert Tuminski selbst.
Über all der
Fröhlichkeit am Montag wurden die Damen nicht vergessen. In den 60er Jahren
führte man den Mai-Ausflug ein. Später wurde daraus das Herbstvergnügen in
Radbruch oder Handorf. Auch Busausflüge mit der Damenwelt wurden ins
Jahresprogramm aufgenommen.
Könige:
Bis zum Jahre 1956 stellte die "Alte Schanze" 5 Könige:
1931 Tischlermeister Heinrich Ravens,
1932 Schiffseigner Heinrich Rieckmann sen.,
1933 Friseur Heinrich Zeyn,
1936 Kohlenhändler Heinrich Rieckmann jun.,
1938 Zigarrenhändler Willy Fricke.
Ab 1956 kamen noch zwölf dazu:
1956 Wilhelm Niemeier,
1961 Ernst Reimers,
1962 Ernst Kröpke,
1966 Franz Uschkoreit,
1972 Manfred Windt,
1980 Franz-Peter Wagner,
1981 Herbert Tuminski,
1986 Werner Hillmer,
1992 Franz-Peter Wagner,
1999 Wilhelm Buchtmann,
2001 Klaus Fütterer,
2003 Heino Hoppe.
Die weiteren Präsidenten:
Ernst Röhlsberger
ab 1975 Wilfried Harms
ab 1980 Kurt Simoleit,
ab 1988 Ernst Mahnke,
ab 1994 Wilhelm Meinerzhagen.
|